Tierausbeutung ist Angreifbar

Tierausbeutung ist Angreifbar

Redebeitrag der Berliner Tierrechtsaktion zum Hip Hop-Solikonzert am 25.08.2006 in Berlin

Der Redebeitrag soll mit einer höchst erfreulichen Nachricht begonnen werden. In den vergangenen Tagen gaben die Geschäftsführungen von Peek und Cloppenburg, einer Modehauskette mit weit über 100 Filialen bekannt, dass sie in Zukunft den Handel mit Pelzen beenden werden.

Natürlich ließen sich die ManagerInnen von P&C nicht aus einem plötzlichen Gesinnungswandel zu dieser Entscheidung bewegen, nein, hierfür bedurfte es einer über dreijährigen Kampagne von TierrechtlerInnen und TierbefreierInnen in Deutschland und Österreich. Über 1.500 Aktionen wurden in diesem Rahmen durchgeführt. Meist waren es kleinere Kundgebungen vor den Filialen der Modehäuser in zahlreichen Großstädten, so protestierten auch wir, die Berliner Tierrechtsaktion, in der Regel einmal in der Woche vor den Toren von P&C in Berlin.

Aber die Kampagne, die von der Offensive gegen die Pelzindustrie initiiert wurde, ging über diese Aktionen weit hinaus. Auf überregionalen Demonstrationen begleitete uns bald ein immer größeres Polizeiaufgebot, um Peek und Cloppenburg vor aufgebrachten DemonstrantInnen zu schützen. Auch Aktionen des Zivilen Ungehorsams, wie z.B. Go-Ins oder Direkte Aktionen waren Teil der Kampagne. So mussten in Berlin Glasermeister gerufen werden, um verätzte Schaufensterscheiben zu ersetzen. Nicht zuletzt sorgten die in den letzten Wochen verstärkten Homedemos vor den Privathäusern von EntscheidungsträgerInnnen dafür, dass ein enormer Druck aufgebaut wurde, den P&C nicht mehr aussitzen konnte.

Peek und Cloppenburg ist jedoch nicht das einzige Unternehmen, welches den Pelzverkauf beenden musste, auch C&A, Karstadt oder das KaDeWe sahen sich mit TierrechtlerInnen konfrontiert und verkaufen aus diesem Grund bis heute keinen Pelz! Dies zeigt, dass Kampagnen gewonnen werden können und dies auch nicht die letzte Kampagne gewesen sein wird, um den Pelzhandel ein für alle Mal zur Geschichte zu machen.

Pelz steht jedoch nur symptomatisch für das, was Tieren tagtäglich in unserer Gesellschaft widerfährt. Schon die Sprache lässt daran keinen Zweifel, wenn von Schlachtvieh und Jagdwild, von Versuchs-, Zirkus- oder Pelztieren die Rede ist. Sie werden nach Verwertungskategorien benannt und dementsprechend behandelt. Es liegt natürlich keinesfalls im Interesse von Kühen geschlachtet zu werden und auch nicht im Sinne von Nerzen oder Füchsen, dass sie zu Pelz verarbeitet werden. Dass es so etwas wie Nutztiere gibt, liegt im Bewusstsein der Menschen begründet und keinesfalls im Wesen der Tiere.

Diese leben nämlich um ihrer selbst Willen, sie haben ein Bewusstsein, empfinden Schmerzen und andere Gefühle. Nur sind es eben nicht diese Gemeinsamkeiten, die eine Rolle in der Behandlung von Tieren spielen, sondern es sind die Unterschiede. Weil Tiere bspw. nicht auf einer sprachlichen Ebene mit uns kommunizieren können, weil sie angeblich nicht aufrecht gehen können und generell minder entwickelt seien, erscheint der Mensch als einzigartig, Tiere auf der anderen Seite, als die vermeintlich anderen, niederen und folglich beherrschbaren Wesen. Dabei haben Tiere wie Menschen ein Interesse daran, nicht geschlagen, nicht gefangen gehalten und nicht getötet zu werden. Für die meisten Menschen aber sind Tiere schlichtweg dafür da, auf unseren Tellern zu landen oder als Teil an ihre Kleidung genäht zu werden.

Dieses Herrschaftsverhältnis, der Speziesismus, also die Unterdrückung aufgrund der Spezieszugehörigkeit, oder vielmehr der Nicht-Zugehörigkeit zur Spezies Mensch, gilt es aus unserer Sicht abzuschaffen. Wir setzen uns dabei nicht für größere Käfige und nicht für schmerzfreie Tötungsmethoden ein, sondern wir wollen Unterdrückungsverhältnisse beenden. Das gilt natürlich nicht bloß in Bezug auf Tiere, sondern auch auf Homophobie, Sexismus, Rassismus oder Kapitalismus. Was wir wollen ist eine befreite Gesellschaft, in der aber auch Tiere als freie Individuen ihren Platz finden.

Berliner Tierrechtsaktion, August 2006.

Dieser Redebeitrag war Teil eines Solikonzerts am 25. August 2006 in der Köpi in Berlin. Organisiert wurde diese Party, auf der u.a. Albino und Germ auftraten, von der FreeQuencies Combo, einem HipHop Kollektiv mit emanzipatorischem Anspruch aus Berlin. Die Hälfte der Einnahmen kamen der Berliner Tierrechtsaktion zu Gute, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals recht herzlich bedanken möchten.