Artgerecht ist nur die Freiheit
Aufruf zur Aktionswoche gegen Zoos in Berlin vom 07. bis 14. Juni 2009
Für die Woche vom 07.06.-14.06.2009 ruft die Berliner-Tierrechts-Aktion (BerTA) zu einer Aktionswoche gegen Zoos auf. Verschiedene Aktionen und Aktionsformen sollen unserer Forderung nach Beendigung jeder Haltung und Ausbeutung von Tieren in Zoos Ausdruck verleihen. Demonstrationen sind bereits für den 07. und 14. Juni vor dem Zoologischen Garten am Hardenbergplatz geplant (10:30-14 Uhr). Alle Gruppen und Einzelpersonen, die sich ebenfalls nicht bloß für eine Vergrößerung der Käfige einsetzen wollen, sondern sich für die Abschaffung jeder Form der Ausbeutung und Unterdrückung engagieren, sind aufgerufen sich mit eigenen Aktionen an der Aktionswoche zu beteiligen.
Warum ist es notwendig gegen Zoos zu demonstrieren?
Die Mauern, Käfige und Gitter von Zoos sind Sinnbilder für eine Gesellschaftsform, die auf Ausbeutung, Unterdrückung und Unterwerfung aufbaut, in der alles Untertan gemacht wird, was nicht stark genug ist, selbst zu unterwerfen. Die Gitterstäbe der Zoos stehen für die Gefügigmachung der Natur und ihrer Ausplünderung. Wert hat nicht die Natur an sich oder ihre Bewohner_innen, sondern nur das eingesperrte, gefügig gemachte Tier, welches in den Ketten des Menschen liegt. Zum Objekt begieriger Blicke gemacht, fristen unzählige Individuen als Publikumsattraktion ihr Dasein – zynisch wird dies auch noch oft genug als „artgerecht“ bezeichnet. Doch welcher Art soll es gerecht sein eingesperrt zu sein? In der Tierbefreiungsbewegung ist deshalb der Spruch „Artgerecht ist nur die Freiheit“ weit verbreitet. Dies gilt nicht nur für uns Menschen, die wir tagtäglich gefangen sind in Unterdrückungsstrukturen, nein wir sind auch selbst Teil von ihnen. In Bezug auf nichtmenschliche Tiere gilt es das zu Erstreiten, was auch jede_m Menschen zustehen müsste: ein selbstbestimmtes Leben, dass nicht von Leid und Ketten geprägt ist.
Warum wir uns jetzt also gerade gegen Zoos wenden hat mehrere Gründe…
Zoos sind ein Sinnbild für die als selbstverständlich geltende Herrschaft über nichtmenschliche Tiere…und darüber hinaus schlicht und ergreifend unnötig und überflüssig. Wenn davon gesprochen wird, dass Zoos zum Artenschutz und Erhalt der natürlichen Vielfalt beitragen, ist das höchstens die halbe Wahrheit. Die geknechteten und erniedrigten nichtmenschlichen Tiere repräsentieren für Zoos keinen Wert an sich. Als seltene Art begafft jedoch, gelten sie plötzlich als bedeutsam. Diesem Konzept von Artenschutz gilt es entgegen zu treten, denn es orientiert sich nur an einem gedachten Kollektiv und keinen konkreten Lebewesen und ihren Bedürfnissen und Interessen. Wer Arten wirklich schützen will, soll die Lebensräume wildlebender Tiere schätzen und nicht fangen, ausstellen und psychischen wie physischen Leiden aussetzen – denn selbst mit den besten Absichten ist ein Tier hinter Gittern immer ein Tier hinter Gittern. Nicht mehr und nicht weniger.
Zudem sind die nichtmenschlichen Tiere im Zoo zwar auch verschleppte Wildtiere, doch ebenfalls oft Züchtungen, die nur noch wenig mehr als das Äußere mit ihren wildlebenden Artgenoss_innen gemein haben. Mit gezüchteten Tierbabys können vielleicht Besucher_innen angelockt und Titelseiten von Boulevardblättern gefüllt werden – mehr als das Vorgaukeln von noch existenten Arten ist das aber nicht. Zudem braucht wohl kaum erwähnt zu werden, dass das Leben von tierlichen „Kinderstars“ vom Moment des fehlenden Rampenlichts an, immer trostloser wird und oft genug mit Ermordung und Verfütterung endet.
Wenn sich Zoos rühmen sog. Naturgebiete nachhaltig durch Spenden und Ähnliches zu erhalten, mag das durchaus aufrichtiges Engagement sein – vielmehr als eine Art Legitimation der eigenen Existenz wird dabei aber auch nicht gewonnen. Zoos sind Mitschuldige an der Plünderung von Wildlandschaften und die Zurschaustellung der Beute wiegt das Engagement in den leergefangenen Gebieten nicht wieder auf – denn das kann auch unabhängig von Tierausbeutung existieren.
Es reicht nicht nur die Haltungsbedingungen einiger vermeintlich besonders schlimmer Zoos zu skandalisieren, sondern es gilt die Haltung von Tieren als solche in Zoos abzuschaffen. Es muss das gesamte Denken, dass Tiere dem Menschen zur Verfügung stehen würden und er_sie mit ihnen machen kann, was sie_er will, angegriffen werden. Zudem gilt es, die Unterdrückung von nichtmenschlichen Tieren, dem Raubbau an Naturräumen und der Ausbeutung von Menschen durch Menschen zur Seite zu stellen und diese Formen der Herrschaft nicht losgelöst voneinander zu betrachen. In Bezug auf die Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere heißt das ebenfalls anzuprangern, dass es legitim erscheint sie zu Nutz- und Haustieren zu machen, ihr Fleisch zu essen, ihre Milch zu trinken und ihre Häute zu tragen, sie in Versuchslaboren zu töten oder für Zirkusse zu dressieren. So allumfassend wie die Tierausbeutung sich heute darstellt, so lange wird es dauern sie zu bekämpfen. Und doch soll heute ein weiterer Schritt gegangen werden in eine Welt, die sich nicht durch Gewalt und Herrschaft auszeichnet, sondern vielmehr auf der Anerkennung von Verschiedenheit und Solidarität basiert.
Für eine Welt ohne Käfige und Knäste! Für Selbstbestimmung! Gegen alle Formen von Ausbeutung und Unterdrückung!
Berliner-Tierrechts-Aktion (BerTA), Mai 2009.