Redebeitrag der Berliner-Tierbefreiungs-Aktion

Redebeitrag der Berliner-Tierrechts-Aktion

Zur Demonstration gegen die Messe „Reiten, Jagen, Fischen“, März 2008.

Am 15. März 2008 veranstaltete ein Bündnis von Antispeziesist_innen aus Thüringen eine Demonstration in Erfurt gegen die vom 14. – 16. März stattfindende Messe „Reiten, Jagen, Fischen“. Die Demo an der sich zwischen 130 und 180 Menschen beteiligten, führte durch die Erfurter Innenstadt zum Messegelände. Aktivist_innen der Berliner-Tierrechts-Aktion (BerTA) inszenierten vor Ort ein Streitgespräch zwischen einem Jäger und einem Jagdgegner, um die Absurdität der Argumentation für die Jagd den anwesenden Demonstrant_innen und den zahlreichen vorbeilaufenden Messebesucher_innen zu verdeutlichen. Eingeleitet wurde der Redebeitrag der etwas anderen Art durch die Ankündigung, dass es tatsächlich gelungen sei, einen Jäger dazu zu bewegen, sich am Lautsprächerwagen den Argumenten der Jagdgegner_innen zu stellen:

Der Jäger: Machen wir’s kurz, ich weiß gar nicht, was das soll! Hört mir doch auf mit so dummen, sinnlosen Utopien! Die Menschheit hat schon immer gejagt und wird das auch weiterhin tun, ob’s euch passt oder nicht!

Ein Tierbefreier: Ach ja, die ganze große Menschheit. So´n Blödsinn. Vielleicht ist dir mal aufgefallen, dass es von deiner Sorte in Deutschland nur ein paar hundert Tausend gibt. Der Rest verbringt sein Wochenende nicht damit auf Tiere zu ballern, um sich dann die dicksten Geweihe ins Wohnzimmer zu hängen. Und überhaupt, was is´n das bitte für´n Argument, „nur weil’s was immer schon gab, muss es auch so bleiben“. Es hat ja schon immer auch irgendwelche Idioten gegeben, die Andere für sich ham in den Krieg ziehen lassen, dass heißt noch lange nicht, dass wir uns damit abfinden müssen und ebenso wenig mit so dir!

Immer schön auf den Jägern rumhacken, die für euch die Drecksarbeit machen, das könnt ihr gut! Und wer bitte soll die Wildbestände regulieren, wo hier bei uns fast alle Raubtiere ausgerottet sind? Seid doch mal realistisch! Der Mensch hat seit Jahrtausenden in den Kreislauf der Natur eingegriffen, das ist irreversibel. Ohne Jagd könnte der Mensch nicht mehr so leben, wie er es heute tut. Die Welt wäre überbevölkert von wilden Tieren, die sich über das Erntegut hermachen und Städte verwüsten würden. Da muss man doch was machen!

Na gut da muss ich dir recht geben (kurze Pause) War nur nen Scherz … das ist nämlich genauso blödsinnig wie der Quatsch den du vorher erzählt hast. Haste vielleicht mal was gehört von so jagdfreien Gebieten – ich weiß das ist für dich vorzustellen – aber die gibt’s wirklich z.B. in der Schweiz oder in Italien, da wartet niemand auf seiner Jagdkanzel um dem nächstbesten Tier rücklinks den Gar auszumachen. Und weißte wieso, weil in so `nem Wald immer nur Platz und Essen für ne bestimmte Anzahl von Tieren ist, mehr geht nicht. Nur ihr setzt da Futterkrippen neben eure Hochsitze, damit sich die Tierbestände sonst wie stark erhöhen, um dann im Herbst wieder rumzuheulen: „Die Bestände in unserem Wald sind so hoch! Wir müssen da mal mit ner Horde Bewaffneter rein, um das wieder ins Lot zu bringen“ Das ist doch alles ausgemachter Humbug, und auch wenn’s das eine Reh mehr oder weniger gäbe, würde die Welt nicht gleich untergehen. Dann fressen die halt mal ne Kartoffel und dann wird halt eine weniger weggeschmissen. So sieht`s aus.

Das sind doch alles Halbwahrheiten! Wir Jäger, wir schießen ja vor allem die kranken Tiere und sorgen so für einen schmerzfreien Tod. Und ich will euch mal sehen, was ihr sagen würdet, würden wir aufhören zu jagen und die Wälder wären voll von tollwütigen, bandwurmverseuchten Füchsen. Habt ihr überhaupt eine Ahnung, wie gefährlich das ist? Wir sind es doch, die euch am Ende vor all den Krankheiten bewahren!

Uhuhhhu die Tollwut, ich kriegs gleich mit der Angst zu tun. Ist dir mal so ganz nebenbei aufgefallen, dass Tollwut fast nur Jäger kriegen und weißte wieso, weil `nen normaler Mensch der im Wald und am Waldrand herumschlendert `nen Fuchs, wenn überhaupt, aus´n paar Meter Entfernung sieht. Du degegen knallst ihn ab, damit er die nicht die Hasen wegschnappt, die du selber erschießen willst. Aber damit nicht genug du schleppst ihn mit dir rum, schneidest die Eingeweide heraus und was sonst noch. Niemand außer euch Jägern hat so ´nen Kontakt dass er sich mit so Krankheiten anstecken kann und komm mir jetzt nicht mit deinen blöden Ausnahmen, die gibt’s nämlich immer. Und dann noch eins: wer ist es denn, der die Verbreitung von Bandwurm und Tollwut erst verbreitet, hä. Ja richtig, ihr schießwütigen Nulpen. Indem ihr einzelne Füchse oder auch ganze Familien erschießt, macht ihr deren Reviere frei, andere Füchse denken sich dann na gut da is´ es vielleicht besser und wandern dann da hin, wieder Andere wandern aus den gleichen Gründen in deren vormalige Reviere und so geht das auch ständig weiter, und so Krankheiten wie Bandwurm und Tollwut verbreiten sich erst richtig!

Ja aber denkt doch mal nach! Wir sind gar nicht so weit von einander entfernt. Wir lieben die Tiere doch auch über alles. Und Jagd ist eben eine ökologische Form der Fleischerzeugung und somit eine tolle Alternative zur Massentierhaltung – und das ist ja wohl auch in eurem Sinne, oder etwa nicht?

Mir ist es ehrlich gesagt herzlich egal ob Tiere im Wald oder im Schlachthof getötet werden, damit ihr Fleisch dann auf meinem Teller liegt. Das geht immer gegen ihre Interessen, das ist immer schmerzhaft, verstehste. Und was soll das denn für eine Liebe sein, die mit `ner Gewehrkugel endet? Oder nimmste das Sprichwort „Liebe geht durch den Magen“ für voll?

Aber wir Jäger töten ja nicht nur, wir sorgen uns doch auch um den Wald, pflanzen Jungbäume, legen kleine Teiche an, zudem kümmern wir uns doch auch um den Bau von Futterkrippen und Nistplätzen. Ohne uns würden die meisten Tiere unweigerlich sterben! Na? Ich denke, euch liegt so viel an den Tieren?

Ach was, vorhin hatteste noch Angst, die Tiere würden sich auf „unseren Äckern“ und in „unseren Städten“ breit machen und jetzt spielste dich hier auf, als hättste den Tierschutzorden verdient. Merkste nicht, dass deine Argumente nur vorgeschoben sind, um dem Rest der Leute vorzugaukeln, ihr würden ihnen und den Tieren `nen gefallen tun. Für wen legt ihr denn Futterkrippen an? Doch nicht für alle Tiere, sondern nur die ihr im Herbst dann erschießen wollt, zum Beispiel Rehe oder Wildschweine. Und natürlich liegt mir viel an Tieren, schließlich haben die `nen Interesse ihr Leben nicht vor eurer Flinte zu beenden und deswegen komm ich auch immer wieder um dir das Geschäft zu vermiesen. Und wenn ein Tier alt ist oder nichts zu fressen findet und dann stirbt, ist mir das immer noch lieber, als dass du dich aufschwingst und nach Lust und Laune entscheidest wer es verdient hat weiterzuleben und wer nicht!

Hin oder her, mir reichts! Bei der Jagd passiert alles waidgerecht, jedes Tier bekommt seine faire Chance. So wie in der Natur. Und der Löwe jagt ja bekanntlich auch, das ist also mehr als natürlich – oder wollt ihr dem Löwen jetzt auch das Jagen verbieten?

So wie in der Natur. So wie in der Natur. Was meinsten hat dein 10-Liter-Geländewagen, den du neben deinen Hochsitz parkst mit Natur zu tun oder dein G-P-S. Und was soll der ganze Quatsch mit „waidgerecht“, das heißt doch nicht anderes das ihr euch selbst erlaubt, wen ihr wann, wie und wo schießen dürft. Ne faire Chance wer´s übrigens wenn die Füchse, Rehe oder Wildschweine auch ne Kanone hätten und du um dein Leben rennen müsstest. So läufts aber eben nicht, du kannst dich immer noch dafür entscheiden, nicht jagen zu gehen und dann würdest du weder verhungern, noch sonst irgend ne Einschränkung erfahren. Das sieht beim Löwen halt ganz anders aus …

Sagt mal, habt ihr nichts Besseres zu tun als sinnlos mühsam aufgebaute Existenzen zu zerstören? Geht mal lieber was Ordentliches arbeiten!

Wenn deine Existenz darin besteht andere umzubringen, dann ist das mehr als peinlich. Und was wir arbeiten und ob wir überhaupt arbeiten, kann dir doch herzlich egal sein, wir werden sowieso immer wiederkommen und euch auf den Nerv gehen, das kannste wissen. Und wenn hier jemand sich Gedanken ums arbeiten gehen machen muss, dann doch wohl eher du. Wie ich vorhin am Straßenrand gesehen hab, kam da wohl wieder jemand mit ner Säge und hat deine Hochsitze zu Brennholz verarbeitet!

Ach nicht schon wieder …