Die britische Anti-Pelz-Bewegung seit den 80ern
Eine beispiellose Erfolgsstory aus England
Dieser Artikel soll eine kurze historische Übersicht und einen Einblick in die Kampagnen gegen den Pelzhandel in Großbritannien seit 1980 geben. Durch diese Kampagnen gelang es in etwas über einem Jahrzehnt, die Pelzindustrie so gut wie vollkommen aus allen wirtschaftlichen Bereichen zu vertreiben. In den frühen 80er Jahren gab es im Vereinigten Königreich einen riesigen Anstieg von Tierbefreiungsaktivitäten. Obwohl sich dieser Artikel auf die Pelzkampagne konzentriert, gab es zu dieser Zeit auch bedeutende Kampagnen und Aktionen, die gegen andere Bereiche gerichtet waren, besonders die Bereiche der Vivisektion, der Massentierhaltung und der Jagd.
Diese Kampagnen waren größtenteils ein Ergebnis der zunehmenden Anzahl von örtlichen Tierrechtsgruppen im ganzen Land. Bis dahin hatte es hauptsächlich nationale Gesellschaften gegeben, die Kontaktpersonen oder Koordinatoren in jeder Region hatten. Als die lokalen Gruppen anfingen, Netzwerke zu gründen, begann eine starke und einflussreiche Bewegung Gestalt anzunehmen.
Die Pelzindustrie schien, ein besiegbarer Gegner zu sein und die Kampagne gegen sie eine Aktionsplattform, in die sich jeder auf die eine oder andere Art einbringen konnte.
Das Hauptziel der Kampagne war, den Pelzhandel zum Erliegen zu bringen, dadurch, dass Pelzläden entweder gezwungen wurden zu schließen oder aufhörten, Pelz zu verkaufen. Gleichzeitig wurde die Öffentlichkeit über die Grausamkeiten aufgeklärt und überzeugt, keinen Pelz mehr zu kaufen. Zu der Zeit war der Pelzhandel noch relativ lukrativ. In einer normalgroßen Stadt konnten bis zu einem Dutzend Pelzläden nebeneinander bestehen. Obendrein hatte jedes große Kaufhaus eine eigene Pelzabteilung und diese waren oft viel größer und profitabler als die Pelzläden.
Außerdem gab es auf dem Land noch Dutzende von Pelzfarmen, von denen viele noch nie zuvor Protesten ausgesetzt waren. Die ersten Pelzfarmen tauchten im Vereinigten Königreich 1929 auf, und obwohl ihre Anzahl seit dem Höchststand von über 600 Farmen in den 60ern stark zurückgegangen war, gab es 1982 noch 62 Pelzfarmen.
Obwohl die Pelzfarmen bereits Ziele von Aktionen wurden, gab es noch keine abgestimmte, gemeinsame Kampagne, um diesen Teil der Industrie anzugreifen. Stattdessen zielte der Kampf größtenteils auf den Einzelhandelsverkauf von Pelz ab, weil dieser wirtschaftlich angegriffen werden konnte. Man ging davon aus, dass der Markt für Pelz schwinden und dies zur Schließung von Pelzfarmen führen würde.
Die ersten Hauptziele waren Läden und Boutiquen, die auf Pelz spezialisiert waren. Lokale Gruppen organisierten regelmäßige Demonstrationen und Besetzungen von Pelzläden in ihrer Gegend. Viele Gruppen nutzten die Taktik, sich nacheinander auf einzelne Läden zu konzentrieren, so dass sie sich erst bei der Schließung eines Ladens auf den nächsten konzentrierten, und so weiter. Vor einigen Läden wurde jeden Tag protestiert, bis sie entweder geschlossen wurden oder aufhörten, Pelz zu verkaufen.
Zeitgleich mit den legalen Protesten hatten Untergrundaktivisten durch das Verursachen von Gebäudeschäden während nächtlicher Angriffe dem Pelzhandel beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden zugefügt. Die Angriffe auf Pelzläden erfolgten so regelmäßig, dass es nach einer Weile keinen Laden im Land mehr gab, der nicht ein zerbrochenes Fenster oder zugeklebte Schlösser hatte oder mit Farbe beschmiert war. In den Medien wurde berichtet, dass Versicherungsunternehmen sich weigerten, Pelzgeschäfte zu versichern, weil sie so anfällig für Schaden geworden waren. Andere Versicherungsunternehmen bestanden darauf, dass Läden Tausende von Pfund für weitere Sicherheit ausgaben. Geld, das die meisten Pelzgeschäfte einfach nicht mehr hatten. Dies veranlasste noch mehr Ladenbesitzer dazu, ihr Geschäft oder den Handel mit Pelzen aufzugeben.
All diese Aktionen erweckten großes Medieninteresse, dadurch blieb das Thema Pelzhandel im öffentlichen Bewusstsein. Das Verteilen von Informationsflugblättern vor den Läden übte Druck auf diese Geschäfte aus. Gleichzeitig bedeutete es, dass viele tausend Flugblätter an Einkäufer gelangten. Außerdem gab es regelmäßig Informationsstände in den Straßen und Demonstrationszüge in vielen Städten im ganzen Land. Pelz wurde dadurch noch unbeliebter als er es eh schon war.
Während dieser Zeit gab es einige Aktionen gegen Pelzfarmen. Einige legale Demonstrationen endeten damit, dass gewalttätige Pelzfarmer Aktivisten angriffen. Diese Übergriffe endeten manchmal mit ernsten Verletzungen.
Von Zeit zu Zeit gab es Befreiungsaktionen, bei denen Tausende von Nerzen freigelassen und Farmausrüstung und Geräte beschädigt wurden. Die Aktionen gegen die Pelzfarmen waren jedoch eher sporadisch und nicht so koordiniert wie die Kampagnen gegen die Pelzgeschäfte.
Die entscheidende Pelzfarmkampagne zu der Zeit war die Kampagne gegen die Cocksparrow Farm in Warwickshire, im Zentrum Englands, es war die größte Pelzfarm im Land. Was als lokale Kampagne mit regelmäßigen Demos und Mahnwachen begann, wuchs schnell zu einer nationalen Kampagne heran. Im Oktober 1983, als über 1500 Aktivisten zur Farm zogen und viele Aktivisten das erste Mal persönlich mit dem Horror der Pelzproduktion in Kontakt kamen, kochte die Wut der Anti-Pelz-Bewegung über. Die wütende Menge überrannte 200 Polizisten, die die Farm bewachen sollten. Fenster und Autos wurden beschädigt, Ausrüstung zerstört, was Tausende von Pfund Schaden verursachte, und eine Anzahl von Füchsen wurde gerettet. Es gab neun Festnahmen, was auf die Aktivisten jedoch keine abschreckende Wirkung hatte.
Drei Monate später, im Januar 1984, gab es einen Demonstrationszug von über 2000 Menschen, die auf die Farm zumarschierten und sie umrundeten. Dieses Mal waren die 500 Polizisten besser vorbereitet. Es gab unglaubliche Szenen, als Gruppen von Aktivisten wiederholt versuchten, die Polizeilinie zu stürmen, und von berittenen Polizisten zurückgedrängt wurden. Als Aktivisten sich der Farm näherten, kamen noch mehr Polizisten aus den Fuchs-Schuppen hervor. Dieses Mal wurden neunundzwanzig Aktivisten verhaftet.
Im Untergrund agierende ALF-Aktivisten hatten die Demos benutzt, um Beobachtungen für spätere Befreiungsaktionen durchzuführen. Kurz nach der Januar-Demo brachen Aktivisten nachts in die Farm ein, retteten drei Füchse und verursachten über 5000 Pfund Schaden. Ein Aktivist wurde verhaftet und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil der Wagen unglücklicherweise vor der Aktion von der Polizei während einer Routineuntersuchung gestoppt wurde.
Während die Cocksparrow-Kampagne an Aufmerksamkeit gewann, lag der wahre Fokus der Bewegung immer noch auf dem Einzelhandel. Seit 1984 war klar geworden, dass die großen Pelzbetriebe ihr Geschäft aus den Pelzläden, wo sie aufgrund von Aktionen und Protesten sehr verwundbar geworden waren, in die Kaufhäuser verlegten.
Dies kann am besten an Hand der Partnerschaft zwischen dem landesgrößten Pelzunternehmen und der größten Kaufhauskette veranschaulicht werden. Edelson & Co. hatten die Konzessionen für Pelzabteilungen in fast jeder Filiale von House of Fraser gekauft. Edelson investierte stark in neue Aktien, da ihnen das House of Fraser-Unternehmen Dutzende von Pelzabsatzmöglichkeiten in einigen der führenden Kaufhäuser im Land gab. Andere Pelzunternehmen folgten diesem Trend in dem Glauben, dass es ihnen etwas Schutz vor der unerbittlichen und unnachgiebigen Kampagne geben würde, ihre Produkte in einem Kaufhaus zu vertreiben.
Der Kampf gegen die Pelzeinzelhändler hatte einen Wendepunkt erreicht. Es wurde geschätzt, dass nun zwischen 60% und 70% der Pelzverkäufe auf Kaufhäuser entfielen. Es wurde Zeit, die Kaufhäuser in Angriff zu nehmen, und die ersten Kampagnenziele waren Edelson und House of Fraser.
Die Kampagne begann mit höflichen Protesten, Flugblätter verteilen, Briefe schreiben und führte schließlich zu wütenderen Demos und Besetzungen, in der Hoffnung, dass dies eher dazu führe, die Kaufhäuser zu einem Pelzausstieg zu überzeugen. Doch die Kaufhäuser waren ein schwierigeres Ziel als die Pelzläden. Als ziemlich große Unternehmen waren sie weniger leicht verwundbar durch Taktiken wie Boykott-Kampagnen. Es war auch schwieriger, die Öffentlichkeit dazu zu bewegen nicht dort einzukaufen, da sie außer Pelz auch eine breite Auswahl an anderen Produkten verkauften.
Nach kurzer Zeit schlossen sich ALF-Aktivisten der Kampagne an und begannen sich auf die Kaufhäuser zu konzentrieren. Die Kampagne eskalierte schnell und im Jahr 1985 wurden House-of-Fraser-Kaufhäuser im ganzen Land angegriffen. Da die Kaufhäuser so groß waren, wurden kleinere Beschädigungsaktionen wie einige zerbrochene Fenster als Aktionen ohne große Auswirkungen angesehen, und das Gefühl, dass mehr getan werden musste, wurde größer. Eine neue Taktik wurde entwickelt: Aktivisten liefen an einem Gebäude entlang, um dabei ganze Reihen von Glasfenstern so schnell wie möglich mit einem Hammer zu zerschlagen und dann schnell in die Nacht zu flüchten. In einer koordinierten Aktionsnacht wurden mit dieser Taktik sieben verschiedene House-of-Fraser-Filialen im Norden von England attackiert. Bei einem Laden wurden 30 große Schaufenster mit Hämmern eingeschlagen. Nach dem Zerschlagen zweier Fenster des Kendals Kaufhauses in Manchester wurden zwei Aktivisten von Polizisten, die auf der Lauer gelegen hatten, verfolgt. Einer konnte fliehen, und obwohl die andere Aktivistin festgenommen und wegen mutwilliger Zerstörung angeklagt wurde, wurde sie letztendlich freigesprochen.
Zu dieser Zeit wurden auch Ätzmittel als geeignetes Instrument entdeckt. So konnten Fenster ohne Geräusche und Alarm zerstört werden. Der Pelzhandel war das erste Angriffsziel dieser neuen Waffe, und bei einigen großen Kaufhäusern wurden über 50 Fenster verätzt.
Bald breitete sich die Kampagne auf zwei andere große Kaufhausketten aus, John Lewis und Debenhams. Aber die Kaufhausunternehmen lehnten es trotz dieser Angriffe ab aufzugeben. Sie waren große Unternehmen, und sie würden sich nichts von „Kriminellen“ diktieren lassen.
Daher entschieden sich einige Aktivisten die Kampagne noch weiter zu treiben. Rackhams, ein House-of-Fraser-Laden in Sheffield, Nordengland, war das Ziel von vielen Protesten und Zerstörungsaktionen, und lokale ALF-Aktivisten hatten davor gewarnt, dass sie das Gebäude zerstören würden, wenn sie ihre Pelzabteilung nicht schließen.
Im Dezember 1985 wurde ein kleiner Brandsatz in einer Zigarettenpackung unter einem Sessel in Rackhams Möbelabteilung in der oberen Etage versteckt. Der Brandsatz war mit einem Zeitzünder ausgestattet, und entzündete sich erfolgreich um Mitternacht, als der Laden menschenleer war. Eine kleine Flamme entstand und diese entzündete die anderen Möbel und bald stand das ganze Haus in Flammen. Wie geplant löste dies die Sprinkleranlage aus, und sämtliche Etagen wurden unter Wasser gesetzt, was schwerwiegende Schäden an dem Gebäude verursachte und fast den gesamten Bestand des Kaufhauses zerstörte. Es wurde geschätzt, dass über eine viertel Million Pfund Schaden durch Feuer, Rauch und Überflutung entstand.
Jetzt erst realisierten die Kaufhäuser und die Behörden wirklich, mit wem sie es zu tun hatten. Die Regierung entschied sich dazu, Maßnahmen zu ergreifen gegen das, was nun als ernst zunehmende Bedrohung gesehen wurde. Unter dem Druck der Geschäftswelt gründete die Regierung eine Spezialeinheit, um die Tierbefreiungsbewegung zu untersuchen. Diese Spezialeinheit wurde bekannt unter dem Namen ARNI (Animal Rights National Index), das nationale Tierrechtregister. Tatsächlich war es jedoch nur eine Datenbank, um Informationen über bekannte Aktivisten und Kontakte usw. zu sammeln. Die Leute, die geschickt wurden, um die Brandstifter ausfindig zu machen, waren aus dem Anti-Terror-Kommando der Polizei, welches zu der Zeit an einem brutalen Krieg in Nordirland beteiligt war.
Im Februar 1986 verhaftete die Polizei über ein Dutzend Aktivisten rund um Sheffield, darunter auch einige, die die Verantwortung für den Rackhams Anschlag trugen. Sie benutzten den Fall außerdem um Londoner Büros von Gruppen, die die ALF unterstützten, zu durchsuchen. Leute, die sie für „Anführer“ der ALF hielten, wurden verhaftet.
Schließlich gab es einen großen Schauprozess, in dem zwölf Leute, einschließlich derer, die als nationale Anführer der ALF angesehen wurden, der Verschwörung Brandstiftung zu begehen, mutwilliger Zerstörung und Anstiftung zu Verbrechen angeklagt wurden. Obwohl es die Pelzkampagne war, die zu diesem Prozess führte, bezogen sich die Anklagepunkte im Prinzip auf jede ALF-Aktion zwischen 1980 und 1986, da behauptet wurde, dass die ALF eine große Verschwörung sei, und dass diejenigen, die den Rundbrief der ALF-Unterstützergruppe schrieben oder herstellten oder mit der Presse sprachen, verantwortlich waren.
Die Medien beteiligten sich an der Hexenjagd. Der Prozess erregte große Aufmerksamkeit im Fernsehen und in der Presse. Es gab Überschriften wie „Tier-Terror-Mob eingesperrt“. Am Ende des Verfahrens wurden der ALF Pressedirektor und angeblicher „Anführer“ zu zehn Jahren Gefängnis (insgesamt neun Leute zu insgesamt 37 Jahren) verurteilt. Der Richter erklärte öffentlich, dass die Strafen dazu dienen sollten, um andere potentielle Aktivisten abzuschrecken. Es war ein Versuch, die ALF und die Bewegung allgemein zu vernichten.
Doch dies hatte das genaue Gegenteil zur Folge. Selbst als die Angeklagten auf ihren Prozess warteten, gingen die Angriffe auf die Kaufhäuser weiter. Ein Brandsatz verursachte einen erheblichen Feuer- und Wasserschaden in der Croydoner Zweigstelle von Allders, eine kleinere Ladenkette im Süden Englands. Allders sagte, sie würden sich nicht einschüchtern lassen und ein Filialleiter beschrieb die Aktivisten als „ziemlich erbärmlich“.
Ein paar Wochen später warfen Aktivisten Brandbomben auf sieben LKWs im Allders Depot in Hackbridge, weitere Fahrzeuge wurden mit Ätzmittel angegriffen. Innerhalb von Tagen gab Allders bekannt, dass sie „aus kommerziellen Gründen“ nicht länger Pelze verkaufen würden. Dies war der erste Sieg und half, die Kampagne voranzutreiben.
Im April 1987, nur einen Monat nach Ende des Sheffield Prozesses, verursachte ein Brandsatz beträchtlichen Schaden in einer Filiale von Debenhams in Cardiff, Wales.
Drei Monate später, im Juli, kam der bis dahin verheerendste Anschlag. In einem koordinierten Angriff entzündeten Brandsätze Feuer in drei verschiedenen Debenhams-Läden in Luton, Romford und Harrow in derselben Nacht.
In Romford und Harrow überschwemmte die Sprinkleranlage die Läden wie geplant. In Luton brannte die Filiale allerdings nieder, was einen Schaden von ungefähr 9 Millionen Pfund verursachte. Die Sprinkleranlage war, zum allerersten Mal, wegen Wartungsarbeiten ausgestellt worden. Die Polizei verhaftete zwei Aktivisten für diesen Anschlag. Sie wurden zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Wieder spornte dies die anderen Aktivisten nur zu mehr Entschlossenheit an.
Zwei Wochen nach der Urteilsverkündung im Brandstiftungsfall Luton wurde ein Brandsatz in Selfridges in London gelegt. Obwohl er sich nicht entzündete, ging daraufhin ein Schock durch die Londoner Kaufhäuser. Das nahe gelegene John Lewis Geschäft erklärte, es würde aufhören, Pelze zu verkaufen, weil es den andauernden, unbarmherzigen Druck nicht länger ertragen könnte. Es gab auch andere örtliche Erfolge. Dingles in Exeter, Süd-West England, ein House of Fraser Laden und Debenhams in Guildford, Südengland, gehörten zu den etlichen einzelnen Geschäften, die ihre Pelzabteilungen schlossen. Aber die Mutterunternehmen weigerten sich immer noch nachzugeben.
In der Woche vor Weihnachten 1987 verursachten Brandsätze schwere Schäden in Geschäften in Manchester, Liverpool und Cardiff.
Es gab jedoch einige Rückschläge, da Aktivisten weiterhin den Preis für die Aktionen zahlen mussten. In Cardiff wurden zwei Aktivisten einschließlich des neuen ALF-Pressedirektors zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, im Grunde dafür, dass sie mit der Presse über die Anschläge in Cardiff gesprochen hatten. In Schottland wurde ein Aktivist zu drei Jahren verurteilt, weil er einen Brandsatz im Jenners Kaufhaus in Edinburgh gelegt hatte, ein anderer wurde zu neun Monaten verurteilt, weil er Drohbriefe an Kaufhäuser verschickt hatte.
Aber trotzdem gingen die Angriffe weiter. Im Winter 1988 gab es etwas, das die Medien einen „vorweihnachtlichen Blitz“ von Brandanschlägen nannten. Dies war ein verheerender Angriff gegen Dingles, ein House-of-Fraser-Kaufhaus in Plymouth. Wie bei dem früheren Luton Angriff, funktionierte die Sprinkler-Anlage nicht und das gesamte Gebäude ging in Flammen auf, was ungefähr 18 Millionen Pfund Schaden verursachte. Das Feuer wurde zu einer Riesen-Nachricht, mit spektakulären Photos von dem brennenden Hochhaus, die zu ikonischen Bilder für diese Ära der Tierbefreiung wurden.
Das war der letzte Strohhalm für die Kaufhäuser. 1989, kurz nach dem Dingles Feuer, gab House of Fraser die Entscheidung bekannt, alle seine Pelzabteilungen zu schließen. Debenhams und John Lewis folgten schnell. Diesen drei Unternehmen allein gehörten die meisten Kaufhäuser im Land.
Augenblicklich war der Großteil des britischen Pelzhandels vernichtet. Zahlreiche große Namen in der Industrie gingen fast über Nacht Bankrott, einschließlich Edelson Furriers, die größte Pelzhandelsgesellschaft des Landes. Der Pelzhandel hatte einen enormen Rückschlag erlitten, von dem er sich nie wieder ganz erholen würde.
1980 war der Pelzhandel im Vereinigten Königreich 190 Millionen Pfund wert, 1991 war dies auf 11 Millionen Pfund reduziert. (1997 war diese Zahl noch weiter auf 2 Millionen Pfund gesunken, ein Rückgang von 99% in 17 Jahren.)
In 1989 wurde außerdem das Hudson‘s Bay Company Auktionshaus in London geschlossen, wo ein Großteil des Pelzhandels des Vereinigten Königreichs ablief. Der Pelzhandel war nun auf dem vollen Rückzug an allen Fronten.
Er war jedoch noch nicht völlig am Ende. Es gab immer noch Pelzläden, die nicht geschlossen hatten, meistens nur einen oder zwei in jeder Stadt. In den nächsten zwei bis drei Jahren wurden diese Läden schrittweise durch andauernde Proteste oder weitere Anschläge geschlossen, und bald waren die meisten großen Städte pelzfreie Gebiete.
Zu dieser Zeit ernannte sich ein südkoreanisches Unternehmen zum Retter des Pelzhandels. Jindo hatte Pelzgeschäfte in mehreren großen Städten eröffnet, mit der Idee, dass Pelz, der aus ihren Pelzfarmen in Korea importiert wurde, billig und bezahlbar sein würde. Aber sie waren schlecht beraten worden. Der Pelzhandel lag im Sterben und ihre Läden wurden schrittweise zum Schließen gezwungen, bis nur noch ihr Londoner Geschäft und Lager übrig waren.
Wahrhaftig, London blieb zu dieser Zeit eine Hochburg des Pelzhandels. Auf London entfielen fast alle Pelzverkäufe im Vereinigten Königreich, größtenteils wegen des Touristenhandels.
Zurück zu den Pelzfarmen: In der Zwischenzeit, es war im Jahr 1989, wurde die Cocksparrow Pelzfarm endgültig geschlossen. Die Demos waren fortgeführt worden, aber die Schließung erfolgte kurz nach einer ALF-Aktion, bei der 30 Füchse gerettet und ein großer Teil der Farm zerstört wurde.
Pelzfarmen im Allgemeinen spiegelten jedoch nicht den dramatischen Einsturz der Pelzverkäufe wieder. 1982 gab es im Vereinigten Königreich 68 Pelzfarmen, 1989 waren es immer noch 61. Der Zusammenbruch des Pelzeinzelhandels begann jedoch bald einen verheerenden Tribut an den Pelzfarmen zu fordern. 1991, zwei Jahre nachdem die Kaufhäuser die Pelzabteilungen verbannt hatten, hatte sich die Anzahl der Pelzfarmen mehr als halbiert. Es waren nur noch 29.
Da nur noch so wenige Pelzläden vorhanden waren, begannen Aktivisten nun Kampagnen zu organisieren, um die noch verbleibenden Pelzfarmen zu schließen. Es wurden ähnliche Taktiken benutzt wie bei den Pelzladenkampagnen. Die Kampagnen waren darauf konzentriert, eine Farm nach der anderen zum Schließen zu zwingen. Außerdem gab es eine Serie von Befreiungsaktionen, bei denen Tausende von Nerzen befreit wurden. Dies übte noch mehr Druck auf die wenigen übrig gebliebenen Pelzfarmen aus.
Im Jahr 1997 hatte sich die Anzahl der Pelzfarmen auf 15 halbiert. Im selben Jahr kam eine neue Labour-Regierung an die Macht, die versprach, Pelzfarmen zu verbieten. Aktivisten hatten die Pelzindustrie zwar sowieso schon größtenteils demontiert, aber selbstverständlich wäre ein Verbot sehr begrüßt worden. Die erste Aktion der Regierung in diesem Bereich war die Erneuerung des Gesetzes, das Nerzhaltung, -aufzucht und -tötung für den Pelzhandel um drei Jahre verlängerte, während eine Untersuchung zur Haltung und Tötung von Pelztieren durchgeführt wurde.
An der Einzelhandelsfront gab es immer noch das Problem des Londoner Pelzhandels, der immer noch an die zwanzig Pelzspezialgeschäfte und viele Modegeschäfte, die einige Pelze verkauften, umfasste. Es war auch wichtig, den Londoner Markt außer Gefecht zu setzen, da er als zukünftiges Sprungbrett für eine mögliche zukünftige Wiederbelebung des Pelzhandels im Rest des Landes dienen könnte.
In den 90ern hatten Londoner Aktivisten einen Erfolg nach dem anderen vorzuweisen. Sie zielten hintereinander auf einzelne Geschäfte ab, bis diese entweder schlossen oder aufhörten, Pelz zu verkaufen. Am Ende des Jahres 1990 waren fast alle großen Pelzläden in London geschlossen, einschließlich einiger von Londons ältesten und berühmtesten Pelzgeschäften. Die Erfolge umfassten auch die Schließung der letzten Filiale des koreanischen Pelzunternehmens Jindo.
Schließlich war nur noch ein bedeutendes Pelzgeschäft in der Mitte Londons geöffnet, Hockleys. Es gehört Frank Zilberkweit, der außerdem Vorsitzender der BFTA (British Fur Trade Association), der Britischen Pelzhandel Gesellschaft, ist. Als tägliche Demonstrationen drohten das Geschäft zu zerstören, ging Hockleys mit Finanzierung und Unterstützung durch die BFTA vor Gericht, um eine gerichtliche Verfügung zu bekommen, die jegliche Art von Protest vor seinem Geschäft verbietet. Jetzt kann jeder, der den Gerichtsbeschluss bricht, zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt werden – nur für friedliches Protestieren vor dem Geschäft!
Obwohl die Pelzläden weiter schlossen, kam in den späten 90ern ein neuer Trend auf, als versucht wurde, ein Comeback von Pelz herbeizuführen. Kleine Mengen von Pelz, für gewöhnlich nur das bisschen Pelz zur Zierde hier und da, begannen sich ihren Platz in Modegeschäften und Boutiquen zurück zu erschleichen. Sogar einige Kaufhäuser hatten wieder eine kleine Menge an Pelz vorrätig. Obgleich dies schon noch weit entfernt von den Tagen war, als es in diesen Geschäften riesige Pelzabteilungen gab.
Als ein Resultat der Pelzfarm-Kampagne und dem Revival von Pelz in Modegeschäften wurde 1997 die CAFT (Coalition to Abolish the Fur Trade / Koalition zur Abschaffung des Pelzhandels) gegründet, als Basis-Kampagne und um Aktionen gegen Pelz zwischen örtlichen Gruppen zu koordinieren. Dies war wichtig, da viele dieser Geschäfte Filialen in verschiedenen Ortschaften und Städten hatten, und die CAFT bis jetzt sehr erfolgreich darin war, gemeinsame und abgestimmte Proteste zu organisieren. Es gab einige beachtenswerte Erfolge, da einige der größten Namen in der Modeindustrie, wie Harvey Nichols, Zara und Aldo, überzeugt wurden, keinen Pelz mehr zu verkaufen.
Eine neue Entwicklung ist die Behauptung einiger Geschäfte, sie verkauften nur Kaninchenpelz, welcher, wie sie sagen, ein Nebenprodukt der Fleischindustrie ist und deshalb nicht anderes wäre als Leder. Dies ist eine andere Taktik des Pelzhandels, um Pelz wieder tragbar zu machen, eine gefährliche Entwicklung, gegen die Aktivisten kämpfen.
Zurzeit gibt es zwei Hauptziele der Kampagne. Harrods, deren gigantisches Londoner Geschäft das größte Kaufhaus im Land ist, und Josephs, eine Modekette, die auch Filialen in Frankreich, Japan und Amerika unterhält. Aktivisten halten regelmäßig Proteste vor dem Geschäft ab.
Weiterhin hat die CAFT daran gearbeitet, die Regierung an ihr Versprechen bezüglich des Verbots für Pelzfarmen zu erinnern. 1999 wurde schließlich ein Gesetz verabschiedet, dass Pelzfarmen im Vereinigten Königreich innerhalb von drei Jahren illegal machen sollte, und 2002 schloss die letzte verbliebene von 13 Nerzfarmen. Es war eines der Versprechen, die die Labour Partei gemacht hatte, bevor sie gewählt wurde, und es war eines der wenigen Versprechen, die sie nicht gebrochen hat.
Es ist ein Zeichen der Zeit und beruhigend zu wissen, dass in Großbritannien die Pelzherstellung nun illegal ist. Und während der Pelzeinzelhandel fast zerstört wurde, geht der Kampf, den Rest des Pelzhandels ein für alle Mal zu zerstören, weiter, so dass unsere Wirtschaft nicht das Töten von Pelztieren in anderen Teilen der Welt unterstützt.
von Tom Godwin
Dieser Text erschien in „Tierbefreiung – Das Aktuelle Tierrechtsmagazin.“
Herausgegeben von „die tierbefreier e.V.“, Ausgabe 50, März 2006.
Hier gibt es weitere Informationen zum Magazin „Tierbefreiung“