Fleisch ein Stück Lebenskraft?

Fleisch ein Stück Lebenskraft?

Fleisch gilt als Nahrungsmittel und immer wieder wird uns eingetrichtert, dass wir Fleisch essen sollen und das es gut für uns ist. Aber wie kommt das Fleisch auf den Teller? Erst das Schlachten, also ein Akt der Gewalt, macht das Fleischessen erst möglich. Es ist buchstäbliches Zerstückeln von Tieren und propagiert, dass wir das Recht der Tiere auf Leben intellektuell und emotional nicht anerkennen. Die Gesellschaft betrachtet Tiere nur noch al konsumierbare Ware. Tiere als Lebewesen mit Namen und Körpern werden als Tiere entfernt, sie werden zu „Fleisch“. Also ersetzt ein toter Körper das lebendige Tier.

Tiere werden durch Sprache entfernt, die die toten Körper umbenennt, bevor die KomsumentInnen sie essen. Unsere Kultur mystifiziert den Begriff Fleisch als Nahrungsmittel noch weiter durch die Sprache der Gastronomie, so dass wir nicht von toten, geschlachteten Tieren sprechen, sondern von Kochkunst. Die kulturellen Bedeutungen von Fleisch und Fleischessen verändert sich im Laufe der Geschichte, ein wichtiges Element der Bedeutung von Fleisch bleibt jedoch gleich:

Niemand isst Fleisch, ohne dass ein Tier stirbt. Wenn wir Tiere essen, nennen wir sie anders. Zum Beispiel sprechen wir nicht von Kälbern, Schweinen oder Hühnern, sondern von Braten und Schnitzel. Die Ethik der menschlichen Herrschaft entfernte Tiere aus dem Bereich menschlicher Anteilnahme. Tiere und Menschen leiden und sterben auf ähnliche Weise. Wenn Menschen eigenhändig ein Schwein umbringen müssten, bevor sie es essen, wären die meisten nicht dazu imstande. Das Schwein schreien zu hören, das Blut spritzen zu sehen, zu sehen, wie das junge Tiere seiner Mutter entrissen wird, und den Tod in den Augen des Tieres zu erkennen, würde ihnen den Magen umdrehen. Darum lassen sie den Mann im Schlachthaus das Töten für sie erledigen. Das Schlachten von Tieren macht aus lebendigen, atmenden Lebewesen Objekte. Tiere werden nicht nur mit Hilfe der Technologie wesenlos gemacht, sondern auch mit harmlosen Begriffen wie „Eiweißlieferant“, oder „Biomaschinen“. Für die Fleischindustrie besteht ein Tier aus „essbaren“ und „nicht essbaren“ Teilen, die von einander getrennt werden müssen, damit die letzteren nicht die ersteren verunreinigen. Nach dem Schlachten müssen zerstückelte Körperteile umbenannt werde, um zu verschleiern, dass das einmal ein Tier war. Nach dem Tod werden Kühen „Rostbraten“, Steak“ und „Hamburger“; aus Schweinen werden „Schinken „ und „Speck“. Wir sagen auch „Schweinshaxe“ und nicht das Bein eines Schweines. Wir schaffen dadurch nicht nur weniger beunruhigende Referenzpunkte, dass wir Tiere in Fleischsorten umbenennen, sondern auch dadurch, dass wir Tiere kochen, würzen und mit Saucen bedecken und somit ihr ursprüngliches Wesen verschleiern. Falschheit durchzieht die Sprache über Tiere, die wir essen. Gewalt ist ein zentraler Teil des Schlachtens. Wie verwandelt man ein Subjekt, das sich wehrt, strampelt und Angst hat, in Fleischstücke? Hinter jeder Mahlzeit aus Fleisch steht eine Abwesenheit, der Tod des Tieres, dessen Platz das Fleisch als Nahrung einnimmt. Beim Wort Fleisch fehlt die Wahrheit über diesen Tod. Um uns wohl zu fühlen, wenn wir an Fleisch denken, werden wir praktisch dazu angehalten zu vergessen, dass das Schwein [oder das Rind, das Huhn usw.] ein Tier ist.

Aus dem Tier wird eine nahrungsmittelproduzierende Einheit, ein Gegenstand, eine Produkt, eine „Frucht“ die geerntet werden muss. Die Sprache kann schaffen, dass Tiere in einer Diskussion um Fleisch abwesend werden, da schon das Schlachten und Zerteilen das Tier durch Tod und Zerstückelung abwesend gemacht haben. Mit der Sprache wenden wir bei Tierbezeichnungen die Prinzipien an, die wir schon an ihren Körpern umgesetzt haben. Wenn ein Tier „fleischtragendes Tier“ genannt wird, nehmen wir eine falsche Bezeichnung vor, als wäre das Fleisch nicht das Tier, als könnte das Fleisch vom Tier getrennt werden, und das Tier bestünde noch immer. Das essen von Fleisch ist die härteste und weitreichendste institutionalisierte Gewalt gegen Tiere. Außerdem bietet das Fleischessen die Grundlage dafür, Tiere zu unterdrücken: Wenn wir sie umbringen, schlachten und verzehren könne, dann können wir genauso gut mit ihnen experimentieren, ihnen Fallen stellen und sie jagen, sie an Orten züchten, wo sie eingesperrt sind wie z.B. in Massentierhaltungsbetrieben und Pelzfarmen. Es macht keinen Unterschied, ob Fleisch im Supermarkt oder direkt beim beim „Ökoschlachter“ gekauft wurde. Wie sehr oder zu was auch immer es verarbeitet wird, wie nett es verpackt sein mag; wie weit es von dem, was einmal war, aussieht; Fleisch sind Leichenteile von Tieren, die Schmerzen empfinden und leiden können. Das alleine sollte grund genug sein,, Tieren keine Gewalt anzutun. Ob wir von Hunderten oder Millionen Tieren reden, ist für jedes betroffene Individuum unbedeutend. Für jedes ist das eigene Leben, das Lebendigsein, einzigartig. Jedes Tier hat nur ein einziges Leben, der Tod bedeutet die Auslöschung dieser Existenz! Wenn es selbst entscheiden dürfte, würde kein Tier jemals freiwillig zum Schlachthof gehen und es erlauben, sich umbringen zu lassen. Stattdessen würde es das Tier vorziehen, seine Lebensspanne voll auszuleben. Kein Tier sucht es sich aus, uns zu dienen.

Und was auch immer uns in unzähligen Kinderbüchern erzählt wurde, Schweine „geben“ uns keine Würstchen oder Schinken, genauso wenig wie Kühe uns ihre Milch oder Hühner uns ihre Eier „geben“. Die Herabwürdigung von fühlenden Lebewesen zu Nahrungsmitteln ist immer unmittelbar mit Gewalt verbunden. Ein Individuum, von dem wir wissen, dass es dies nicht will, auszubeuten, einzusperren, es zu benutzen und zu kontrollieren und es umzubringen, ist eine Gewalttat an sich, die nicht in einer grausamkeitsfreien oder mitfühlenden Art und Weise ausgeführt werden kann. „Artgerechte Haltung“ und „humanes Schlachten“ sind Widersprüche in sich. Wir fordern keine besseren (Haltungs-) Bedingungen, größere Käfige oder strengere Bestimmungen für das Schlachten von Tieren. Jedes Tier existiert nur um seiner selbst willen, nicht für uns oder sonst irgendeinen Zweck. Mit diesem Text appelieren wir an Sie, mit der Gewalt gegen Tiere zu brechen. Schlagen Sie einen neuen Weg ein, einen grausamkeitsfreien Weg.